2024 - 2025: Das Interviewportal wächst
News vom 03.01.2025
Zum Jahreswechsel 2024/2025 ein Rückblick und Ausblick: Immer mehr Institutionen bringen ihre Interviewbestände zu unterschiedlichen Themen und Epochen in das Interviewportal "Oral-History.Digital" ein. Die Plattform wird nutzungsfreundlicher, u.a. durch Angebote zur Spracherkennung und ein Hilfe-Wiki. Neue Projekte widmen sich rechtlichen Fragen und der Zusammenarbeit mit der Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur. Wissenschaftliche Artikel und Vorträge präsentieren "Oral-History.Digital" auf unterschiedlichen Konferenzen und Foren.
Seit 15 Monaten betreibt die Freie Universität Berlin die digitale Infrastruktur „Oral-History.Digital. Interviewportal – Erschließungsplattform – Forschungsumgebung“. Zum Jahreswechsel verzeichnet das Portal 41 Archive mit 3.770 Interviews von zahlreichen Museen, Stiftungen und Universitäten.
Davon sind rund 2.200 Interviews - nach einer Freischaltung für das jeweilige Archiv - mit Audio oder Video zugänglich, meist mit Transkript und weiteren Informationen. Das gilt zum Beispiel für das "Archiv Deutsches Gedächtnis" der Fernuniversität Hagen, für die Digitalen Interview-Sammlungen an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin oder für die Werkstatt der Erinnerung in Hamburg.
Über 30 Institutionen haben Verträge mit der FU Berlin geschlossen, um ihre Bestände mit Oral-History.Digital zu erschließen und bereitzustellen. Neu hinzugekommen sind u.a. die Charité/Universitätsmedizin Berlin, die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Neue Interviewsammlungen widmen sich verschiedenen Themen wie dem Radikalenerlass in West-Berlin (FU Berlin) oder den Dersim-Massakern in der Türkei (Ruhr-Universität Bochum).
Gemeinsam mit den Projektpartner*innen wurde die Plattform weiter ausgebaut. Neue Funktionen kamn hinzu, Fehler wurden behoben, die Benutzbarkeit verbessert. Ein Hilfe-Wiki hilft bei der Recherche und unterstützt Archivinhaber*innen bei den einzelnen Schritten des Erschließungsprozesses.
Das Projekt "ASR4Memory" der Freien Universität Berlin entwickelt ein Angebot zur automatisierten Transkription. Die Zusammenarbeit mit NFDI4Memory, dem geschichtswissenschaftlichen Konsortium der Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur (NFDI), wurde intensiviert.
Auf Konferenzen und in Publikationen wurde Oral-History.Digital vorgestellt und mit den Forschenden diskutiert. Artikel zum Portal erschienen in "o-bib. Das offene Bibliotheksjournal" und in den "AKMB-news" der Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken.
Präsentiert wurde das Portal u.a. beim Netzwerktreffen Oral History in Erfurt, auf der Frühjahrstagung Universitätsarchive in Oldenburg, auf der Konferenz "Nazi Persecution - Person Data and Data Standards" in München, bei einer Buchpräsentation mit Interviewanalysen zur NS-Zwangsarbeit, auf der Langen Nacht der Wissenschaften und dem KOBV-Forum in Berlin, in einem Vortrag an der Universität Prishtina, auf einem polnisch-deutschen Oral History-Workshop an der Fernuniversität Hagen und bei der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte in Bern.
Im Jahr 2025 wird die Plattform für audiovisuelle Forschungsdaten gemeinsam mit der Community weiterentwickelt. So werden Im- und Exportfunktionen ebenso verbessert wie die Usability und Sicherheit der Software.
Weitere Interviewsammlungen werden nach und nach erschlossen und zur Verfügung gestellt. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin wird das Audioarchiv von Claude Lanzmann transkribiert und erschlossen. Die etwa 200 Stunden Audio-Interviews bildeten die Recherchegrundlage für seinen Dokumentarfilm "Shoah" (1985). Das Archiv „Deutsches Gedächtnis“ stellt zwei neue Sammlungen online: die in den frühen 1990er Jahren in einer sächsischen Kleinstadt entstandene Wurzen-Studie der Soziologin Cordia Schlegelmilch und rund 300 Interviews der Filmemacherin Loretta Walz mit Überlebenden des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück.
Außer in NFDI4Memory arbeitet die FU Berlin ab 2025 auch im sprachwissenschaftlichen NFDI-Konsortium „Text+“ mit. Das Projekt „Text+-Schnittstellen zu den Interview-Sammlungen in Oral-History.Digital (text+oh.d)“ zielt darauf ab, die in geschichtswissenschaftlichen Projekten erarbeiteten Interviewbestände für die text- und sprachbasiert arbeitenden Forschungscommunities nachnutzbar werden. Dazu werden Metadaten per Schnittstelle und Transkripte im TEI-Format abrufbar sein.
Ab März 2025 startet zudem das DFG-geförderte Projekt „Open.Oral-History. Empfehlungen und Werkzeuge für die Risikobewertung, Anonymisierung und Bereitstellung rechtlich geschützter und ethisch sensibler audiovisueller Interviews“
Bekannt gemacht wird Oral-History.Digital in diesem Jahr u.a. durch Beiträge zur European Social Science and History-Conference im März 2025 in Leiden (NL), zum Netzwerktreffen Oral History im Mai 2025 in Wien (A) und zur International Oral History Conference im September 2025 in Krakow (PL). In Vorbereitung ist ein Themenheft von "BIOS - Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen" mit dem Arbeitstitel "Erinnerungen und Algorithmen. Oral History im digitalen Wandel".
- Projektwebseite: https://www.oral-history.digital
- Interviewportal: https://portal.oral-history.digital
- Artikel zum Projekt: https://doi.org/10.5282/o-bib/6007
- Projekt "ASR4Memory"
- Projekt „Text+oh.d“